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The wind cries...

  • Autorenbild: Yves Tscherry
    Yves Tscherry
  • 25. Sept. 2019
  • 2 Min. Lesezeit

Mittwoch 25.09.2019


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Die Gefühle, die Emotionen, die mich überkommen - etwas Derartiges hatte ich noch nie zuvor in meinem Leben verspürt.


Mittwochs öffnet das Fattighuset in Oslo (Armenhaus) um 11 Uhr seine Türen. Ich komme um ca. 11:30 dort an. Ich stelle mich in der Schlange hinten an. Rund 50 Bedürftige stehen hier an, vorwiegend Frauen mit ihren Kindern und ältere Menschen. Eine Angestellte läuft durch die Menschen und nimmt die Bedürfnisse auf. Hier werden Essen und warme Kleider ausgeteilt.


Sie kommt bei mir an und ist zunächst erstaunt, dass ich kein Norwegisch spreche. "Was brauchst du?" fragt sie mich. Ich antworte: "Ich brauche nichts, ich will etwas geben". Ich erläutere ihr warum ich hier bin, nachdem sie mich aus der Schlange rausgenommen hat. Ihr Gesicht beginnt zu strahlen, sie umarmt mich und sagt: "Hi, herzlich willkommen, vielen Dank, dass du hier bist".


Zusammen mit einem weiteren Angestellten werde ich in den 6. Stock des Gebäudes begleitet. Hier komme ich in einen Raum mit mehreren Zimmern. Im grössten Zimmer sind einige Bänke aufgestellt, wo gerade ein paar Leute am Essen sind. Im nächsten Zimmer liegen viele grosse Säcke mit Kleidung auf dem Boden, wo sich mehrere Frauen und Kinder mit warmen Kleidern eindecken. Sverre Rusten, der Vorsitzende des Armenhauses, kommt auf mich zu: "Ist es wahr was ich gerade gehört habe? Du hast für uns Geld gesammelt?". Ich erkläre ihm kurz wie ich das Geld gesammelt habe und übergebe ihm einen durchsichtigen Sack mit 610 Kronen in Münz (65 Franken). Er fängt an zu strahlen. Ich sehe wie eine Träne langsam von seinem linken Auge herunter kullert: "So etwas habe ich in meinen 20 Jahren hier noch nicht erlebt". Er und seine Kolleginnen bestehen auf ein Foto, damit sie diese Geschichte auf Facebook mit der Community teilen können.


Es ist auch für mich ein höchst emotionaler Moment. Ich sitze in einer Kaffeebar und schreibe diesen Beitrag. Seit meinem Besuch im Armenhaus sind bereits einige Stunden vergangen. Ich kann meine Gefühlslage nicht in Worte fassen; ich fühle mich gut, und ich fühle mich schlecht. Ich bin zufrieden, und ich bin beunruhigt. Ich schwitze, und ich friere. Ich fühle mich befreit, und ich bin bedrückt. In unregelmässigen doch stetigen Abständen kommen mir die Tränen. Ich kann, will und muss das nicht zurückhalten oder unterdrücken. Ich schäme mich nicht dafür. Ich bin stolz darauf. Ich wurde bereits von drei jungen Damen angesprochen, ob mit mir alles in Ordnung sei.


Oh ja, mir geht es gut. Mein linkes Auge weint vor Freude. Das Rechte weint vor Schmerz; in einem Land, das so wohlhabend zu sein scheint, in einer Stadt, in welcher mehrere soziale Versicherungssysteme dafür sorgen sollten, dass kein Kind Hunger leiden muss, kein Mensch an den kalten nordischen Tagen frieren muss, fallen leider trotzdem Viele durch die Maschen dieses Systems hindurch. Die Tatsache, dass sich Institutionen wie das Fattighuset und ihre Helferinnen und Helfer 365 Tage im Jahr uneigennützig um diese Leute kümmern, beruhigt zumindest ein wenig.


Anders als geplant ist Heute mein letzter Tag in Oslo. Morgen fahre ich mit dem Zug weiter nach Kopenhagen.

 
 
 

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Hier werde ich euch auf dem laufenden halten, wie lange ich in welcher Stadt war und an welche Institution die Trinkgelder gespendet werden.

20.09. - 26.09.

Oslo

65 Franken wurden an das Armenhaus in Oslo gespendet.

http://fattighusetoslo.no

26.09. - 30.09.

Kopenhagen

18 Franken gesammelt für The End Fund.

30.09. - 05.10.

Hamburg

390 Franken wurden an das Kinderhospiz Sternenbrücke gespendet.

https://sternenbruecke.de

05.10. - 10.10.

Eindhoven

68 Franken gesammelt für The End Fund.

10.10. - 15.10.

Lyon

122 Franken gesammelt für The End Fund.

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